Vor wenigen Monaten machten Schlagzeilen die Runde, die viele Investoren und Auswanderungswillige aufhorchen ließen: Die USA sollen künftig eine sogenannte “Gold Card” für 5 Millionen US-Dollar verkaufen. Wer sie kauft, soll ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in den USA erhalten – eine Art exklusive Super-Green-Card für Superreiche. Initiator der Idee: Howard Lutnick, aktueller US-Handelsminister.
Laut Lutnick wurden allein an einem Tag 1.000 dieser Karten verkauft, was angeblich 5 Milliarden Dollar in die Staatskasse gespült habe. Ambitioniert rechnet Lutnick sogar vor: Wenn 10 Millionen Karten verkauft würden, könnten die USA damit ihre gesamte Staatsverschuldung von rund 50 Billionen Dollar tilgen.
Doch was ist dran an dieser Geschichte? Und vor allem: Ist das realistisch oder ein clever inszenierter Marketing-Stunt?
Inhalt
Ursprung der Idee: März 2025
Am 4. März 2025 stellte Donald Trump die Gold Card erstmals in einer Rede vor dem US-Kongress vor. Die Idee: Superreiche aus aller Welt könnten für 5 Millionen US-Dollar eine Gold Card erwerben und damit ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht erhalten. Lutnick griff diese Idee auf und verkündete kurz darauf in Interviews, er habe bereits an einem Tag 1.000 Karten verkauft. Doch dabei handelt es sich bislang um eine nicht belegte Behauptung.
Quelle: Welt.de, 4. April 2025
Es fehlt die rechtliche Grundlage
Ein derart weitreichendes Immigrationsprogramm kann nicht einfach per Anordnung eines Handelsministers ins Leben gerufen werden. Das US-Einwanderungsrecht ist komplex und liegt in der Zuständigkeit des Kongresses. Ohne entsprechende Gesetzesänderung gibt es keine juristische Basis, um Aufenthaltsrechte gegen eine einmalige Zahlung zu verkaufen.
Vergleichbare Modelle gibt es bereits, wie das EB-5 Investorenvisum, bei dem rund 800.000 USD in die US-Wirtschaft investiert werden müssen. Doch das ist nicht dasselbe wie ein Kaufrecht auf einen dauerhaften Aufenthalt.
Im Juli 2025 betonten Rechtsexperten erneut, dass das Programm ohne eine Gesetzesänderung durch den Kongress illegal oder zumindest nicht umsetzbar wäre.
Quelle: Washington Post, 7. Juli 2025
Zwischen Warteliste und Anmeldewebsite
Im Mai/Juni 2025 ging eine Website unter dem Namen trumpcard.gov online, die eine Wartelisten-Registrierung für Interessenten ermöglichte. Laut Medienberichten hatten sich bis Mitte Juni fast 70.000 Personen registriert, um ihr Interesse zu bekunden.
Quelle: Investment Migration Insider, 20. Juni 2025
Eine tatsächliche Verkaufsplattform gibt es bislang jedoch nicht. Auch offizielle Informationen der US-Regierung, die das Programm bestätigen oder den Startschuss erklären, fehlen weiterhin.
Steuervermeidung als Verkaufsargument
Brisant: Laut Lutnick sei ein Vorteil der Gold Card, dass die Besitzer kein US-Bürger werden müssen. Damit würden sie nicht unter die weltweite US-Besteuerung fallen. Wer in den USA lebt und US-Bürger ist, muss nämlich auch für sein globales Einkommen Steuern zahlen.
Das Angebot richtet sich also explizit an Superreiche, die Residency ohne steuerliche Nachteile erwerben wollen. Ob das politisch und gesellschaftlich wirklich durchsetzbar ist, bleibt fraglich.
Nur ein politischer PR-Stunt?
Die Ursprungsidee soll aus Gesprächen zwischen Hedgefonds-Milliardär John Paulson und Donald Trump stammen. Die Zahlen, die Lutnick in Umlauf bringt, wirken vor allem als medienwirksames Framing: Milliarden an einem Tag, Billionen möglich.
Doch die fehlende gesetzliche Grundlage, die bisher nicht vorhandene Infrastruktur und die politischen Widerstände gegen ein “US-Residency für Reiche”-Modell sprechen eine andere Sprache.
Fazit: Irgendwie typisch Trump
Das Konzept einer exklusiven Aufenthaltskarte für Superreiche mag aus PR-Sicht spannend sein. Doch aktuell fehlen sowohl die rechtlichen Grundlagen als auch die konkrete Umsetzung.
Seit der Ankündigung im März hat sich wenig Konkretes getan: keine echten Verkäufe, nur eine Warteliste, keine Gesetzesinitiative.
Und trotzdem: Irgendwie ist es auch wieder typisch Trump. Er kümmert sich nicht darum, ob ein solches Vorhaben rechtlich machbar oder politisch durchsetzbar ist. Er wirft die Idee einfach in den Raum, verkauft sie wie ein Produkt und bringt damit selbst gestandene Politiker, Medien und Experten zum Diskutieren.
Diese Mischung aus Chuzpe, Marketing-Genie und Regelbruch fasziniert – auch wenn sie diesmal wohl (noch) nicht in der Realität ankommt.
Bis auf Weiteres bleibt die US-Gold-Card eine faszinierende Schlagzeile – aber kein greifbares Immigrationsangebot.
Wer über ein Investment-Visa für die USA nachdenkt, sollte sich daher weiterhin am klassischen EB-5 Programm orientieren.
Quellen: